Herr Blum war ein gewissenhafter Analyst bei der Bank „Kapital & Komma“. Seine Excel-Tabellen waren legendär: sauber formatiert, farbcodiert, mit Formeln, die so komplex waren, dass man sie nur mit Doktortitel und Espresso verstand.
Eines Morgens bereitete er eine Präsentation für den Vorstand vor. Thema: „Marktszenarien bei Zinsschock – Simulation in Echtzeit“. Klingt wichtig. War es auch. Vor allem, weil der Vorstand regelmäßig seine Empfehlungen direkt umsetzte.
Herr Blum trank einen Schluck Kaffee, tippte gedankenverloren „=Summe(A1:A10)“ in Zelle B3 – und dann geschah das Unfassbare: Statt „A10“ tippte er versehentlich „A1000“.
Die Formel addierte plötzlich nicht mehr zehn Werte, sondern die Umsatzzahlen sämtlicher Unternehmen im Dokument – inklusive dem fiktiven Beispielunternehmen „MegaFantastico GmbH“, das er nur für Testzwecke eingefügt hatte. Umsatz laut Excel: 842 Milliarden Euro.
Blum bemerkte nichts. Die Grafik sah gut aus. Der Bericht wurde verschickt. Der Vorstand las: „MegaFantastico GmbH: Wachstum +1200 %, Marktführer bis 2027, Strong Buy.“
Noch am selben Tag kaufte die Bank Millionenanteile an der Aktie von MegaFantastico, einem Unternehmen, das in Wirklichkeit – Achtung – nur Luftmatratzen mit eingebauter Bluetooth-Box herstellte.
Das Internet reagierte schneller als der Vorstand: „Warum kauft eine Großbank Luftmatratzen-Aktien?“
Die Aktie schoss um 800 % in die Höhe. MegaFantastico feierte. Sogar Influencer sprangen auf. Es gab plötzlich TikTok-Videos mit Hashtags wie #SchlafDichReich.
Erst als Herr Blum am nächsten Morgen den Börsenticker sah, fiel ihm die fehlerhafte Zelle auf. Blass wie Druckerpapier lief er ins Büro des Chefs: „Es… es war ein Excel-Fehler.“
Der Chef schaute auf den Kursgewinn. Dann auf Blum. Dann wieder auf den Kursgewinn.
„Blum, Sie bekommen eine Excel-Schulung. Und einen Bonus.“
Sonntag, 20. April 2025
20.4.2025: Der Analyst, der eine Excel-Zelle ruinierte – und fast den DAX
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